Manfred Köhler, Jahrgang 1964, ist seit 2014 als Geschäftsführender Bildungsreferent beim Familienbund der Katholiken. Zuvor war er als Fachberater für Kindertageseinrichtungen und in der stationären Erziehunghilfe tätig. Er hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie im Landkreis Würzburg.
Die Pandemie trifft jede Familie: Homeschooling, Homeoffice, Medien-Konsum, eventuell noch die Sorge um den Arbeitsplatz erhöhen den Stress - überall. Sind Familien die Verlierer der Pandemie?
Das wäre ein stark verkürzter Blick auf die Familien und auch nicht gerecht. Ich würde sagen, Familien sind ein Teil der Verlierer der Pandemie. Familie wird zu wenig im Kontext mit den verschiedensten Auswirkungen der Pandemie gesehen. Kurzarbeitergeld, drohende Arbeitslosigkeit, Schließungen von Gastronomie und Geschäften - jede dieser Maßnahmen hat oft unmittelbare Auswirkungen auf Familien. Auch gerade jetzt wäre es wichtig das "Familienbild" zu "realisieren". Familie ist vielfältiger als das was Politik gerade sehen möchte: Papa, Mama und zwei Kinder leben in einem Häuschen stadtnah auf dem Land, Papa hat ein mittleres bis hohes Einkommen und die Oma wohnt um die Ecke. Das suggeriert uns zwar die "Zahnpastawerbung" ist allerdings fern jeder Realität. Alleine in Bayern leben 195.000 Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, mitunter mit Beschäftigungen im Niedriglohnsektor, in Berufen die keine "Kinderkrankentage" zulassen weil "systemrelevant", in beengten Wohnverhältnissen, HomeOffice mit HomeSchooling, ... Diese Rahmenbedingungen finden auch viele Familien in anderen Konstellationen vor. Ja, Familien sind eine Gruppe der Verlierer.
Kinderärzte schlagen immer mehr Alarm. Kinder leiden durch den Lockdown zunehmend an Ängsten, Schlafstörungen und Depressionen, andere Kinder hätten durch die wenige Bewegung sehr zugenommen. Ist das Kindeswohl langsam gefährdet?
Im Grunde deckt die Coronakrise nur das auf, was lange bereits im Untergrund brodelt. Fehlende Chancengleichheit bei Bildung und Teilhabe, Kinder- und Altersarmut, Leistungsdruck, zerrüttete Verhältnisse ... all das ist nicht wirklich neu. Neu ist allerdings, dass diese Schieflagen durch die Pandemie vermehrt aufgedeckt und verstärkt werden, sich ausbreiten und auch in Familien auftreten, die das bisher nicht erlebten. Der unlängst veröffentlichte offene Brief der Psychologinnen, Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen und Kinder- & JugendlichenpsychiaterInnen ist diesbezüglich alarmierend. Vor der Pandemie ist nach der Pandemie. Am Handlungsbedarf hat sich diesbezüglich nichts geändert. Familien brauchen Entlastung, verlässliche Rahmenbedingungen, Chancengleichheit und Teilhabe. Diesbezüglich gab es auch vor Corona schon viel zu tun, danach sicher noch viel mehr und vor allem deutlich mehr aktives Handeln als nur die bloße Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz.
Angela Merkel hat mit Familien gesprochen. Denken Sie, dass bringt eine Veränderung der Situation für Familien?
Familien zu hören ist das Eine. Aus deren Sorgen und Nöten Schlüsse zu ziehen und Entlastung zu schaffen ist das Andere. Ich hatte den Eindruck, dass Kanzlerin Merkel nicht wirklich wahrgenommen hat wo der Schuh drückt und wenn doch, hat sie sich darauf beschränkt Verständis zu zeigen und die bereits erfolgten Maßnahmen als Lösung anzupreisen. Die helfen vielerorts aber nicht wirklich oder reichen nicht aus. Frau Merkel sagte "Familien sind der Kern der Gesellschaft" und zum Abschluß fordert sie auch nach der Krise Hochachtung für Familien. Das ist zu wenig für den Kern der Gesellschaft, denn auch Familien können - wie Pflegekräfte auch - vom Klatschen kein Brot kaufen.
Bislang hat die Politik versucht, mit der Erhöhung der Kinderkrankheitstage zu helfen. Ist das ein geeignetes Instrument, um Familien zu helfen?
Es war zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings frage ich mich: Warum Kinderkrankengeld? Das Kind ist nicht krank, es geht lediglich nicht zur Schule oder in die Kita. Wenn wir nun zu rechnen beginnen, sind die ersten zwanzig Tage nach den Weihnachtsferien bereits seit 5. Februar durch. Nun sind nicht alle - und das macht das verklärte Familienbild nochmal deutlich - wirklich in der Lage, dass beide Elternteile die jeweils 20 Tage in Anspruch nehmen. Sei es weil Systemrelevant, sei es weil betriebliche und/oder persönliche Gründe dagegen sprechen. Zudem wird nicht jeder Arbeitgeber diese Betreuungsmöglichkeit schätzen. Und - ehrlich gesagt, habe ich auch dafür Verständnis. Vierzig Arbeitstage (bei Alleinerziehenden bzw. beiden Elternteilen) sind zwar nicht durch den Arbeitgeber zu vergüten, aber die Arbeitsleistung fehlt. Und auch die ArbeitnehmerInnen werden sicher nicht zufriedener wenn in der Folge die Arbeitsleistung aufgearbeitet werden muss. Der Ausgleich des „Verdienstausfalls bei notwendiger Betreuung“ ist gleichfalls unzureichend geregelt. Weder die Höhe des Ausgleichs (67% des Nettogehalts, gedeckelt auf max. 2.016,- €) noch die fehlende Kinderkomponente, also eine Aufstockung in Abhängigkeit der Kinderzahl in der Familie, sind wirklich hilfreich für Familien. Sie müssen Bildung, Verbindlichkeiten, Mieten, Versorgung und Teilhabe sichern können.
Zusätzliche Alternativen sind gefragt. Beispielsweise eine Teilzeit bei vollem Lohnausgleich.
Auch die Altersbegrenzung der Betreuungsmöglichkeit zu Hause greift hier viel zu kurz. Nicht alle Jugendlichen in der Pubertät werden wohl strukturiert, engagiert und hochmotiviert ans Werk gehen. Auch Kinder über 12 Jahren brauchen in der langen Zeit des HomeSchooling Unterstützung, Zuspruch, Halt, Strukturen, Ansprache und MotivatorInnen.
Das HomeSchooling ist für die Familie die größte Herausforderung in dieser Zeit. Was läuft beim Thema Schule zu Hause schief?
Nicht erst seit Dezember frage ich mich, was die Verantwortlichen im Kultusministerium eigentlich in den letzten Monaten gemacht haben. Die Entwicklung eines "Plan B" war nicht erkennbar, man ging davon aus, dass "Plan A", der Präsenzunterricht, schon die Regel werden würde. Von "Plan C", nämlich wenn der Lockdown erneut erforderlich werden sollte (was ich nicht hoffe aber befürchte) ganz zu schweigen.
Zwar betont Kultusminister Piazolo unentwegt, dass die Bildungsqualität (und damit meint er wohl die Anforderungen an Abschlussprüfungen) erhalten bleiben muss, die Rahmenbedingungen dafür zur Verfügung stellen kann er leider nicht. Aufgrund der Komplexität und Vielzahl der Tools sind Eltern durchgängig zur Unterstützung gefordert. Es sind kaum pädagogische und didaktische Konzepte erdacht und erkennbar. Die Methodik beschränkt sich zumeist auf Video-Frontalunterricht. Wie im Präsenzunterricht werden bereits zigfach kopierte, kaum mehr lesbare Materialien gescannt und auf einer der vielen verfügbaren Kommunikationswege (das Kind wird es schon irgendwo finden) verbreitet. Das weckt schon fast eine rührige Erinnerung an die eigene Kindheit. Und das in einem vermeintlich hochtechnologisierten Land mit hohem Anspruch an die Bildungsqualität.
Als Klassenelternsprecher einer 6. Klasse erhalte ich zum Thema HomeSchooling unterschiedlichste Rückmeldung von "gut" bis "überfordert". Sehr häufig ist zu hören: "wir kommen zurecht". Interpretiert wird das vielerorts als "gut", "läuft", "passt". Ich würde das eher unter "arrangieren", "durchhalten", "das Beste daraus machen" einsortieren.
In der Pandemie wird der Begriff Bildung noch stärker auf die Wissenvermittlung verengt. Das zeigt sich u. a. in den Vorgaben, dass Landschulheimaufenthalte bereits im vergangenen Sommer untersagt wurden. Nicht etwa mit der Begründung eines erhöhten Infektionsrisikos, sondern damit, dass Wissenslücken geschlossen werden müssen. Die soziale Bildung, das Erleben der Gemeinschaft und die darin gemachten Erfahrungen werden durch solche Begründungen abgewertet. Dass Wissensvermittlung oberste Priorität besitzt macht auch die Absage der Faschingsferien deutlich. Brauchen doch gerade jetzt Familien Entlastung, Erfahrungen ohne HomeSchooling und HomeOffice, ein Zusammenleben ohne Anforderungen und Konfliktpotential im sozialen Gefüge der Familie.
Viele Eltern scheuen sich, die Notbetreuung zu nutzen, obwohl sie zu Hause total überfordert sind. Was raten Sie ihnen?
Entscheidend ist die Frage warum die Eltern die Notbetreuung scheuen. Das kann vielschichtige Gründe haben. Möchten sie die Ansteckungsgefahr minimieren dann bleibt nur - bei vereinfachter Sicht - der Verzicht auf die Notbetreuung. Dieses Dilemma ist für Eltern schwer auszuhalten, eine Entscheidung zu treffen zwischen Notbetreuung und der Sorge um die Liebsten, die Kinder oder auch die Großeltern zerreißt innerlich. Oft bleibt nur die Lösung Notbetreuung um den (beruflichen) Alltag zu meistern. Insgesamt sind die Vorgaben der Staatsregierung bezüglich Notbetreuung ohne klare Kriterien, das erschwert es Eltern und Einrichtungen gleichermaßen. Sie soll nur dann wahrgenommen werden, wenn es keine anderweitige Betreuungsmöglichkeit gibt. Welche Antwort geben wir Eltern die vor der Türe der Einrichtung/Schule stehen und zu verstehen geben, dass sie derzeit in der häuslichen Situation überfordert sind? Warten wir mit der Notbetreuung bis es zu Hause eskaliert? Ab welchem Zeitpunkt ist es eine Not. Ich kann hier nichts raten, nur hoffen dass Einrichtungen und Eltern in diesen Fragen einvernehmliche Lösungen finden die dem Kind dienen, denn dieses steht an erster Stelle.
Viele Familien fühlen sich von der Politik nicht beachtet, nicht ernst genommen. Wie könnte man Familien sichtbarer machen?
Familien haben keine Lobby oder diese wird nicht wahrgenommen. Familien haben auch nicht - in diesen Zeiten erst recht nicht - die Kraft und Energie sich bemerkbar zu machen. Deutschland "gipfelt" vor sich hin, Fleisch-, Auto-, und Wirtschaftslobbyisten geben sich die Klinke in die Hand. Nicht, dass ich etwa gegen die Rettung von Arbeitsplätzen wäre - auch das kommt Familien zu Gute - aber ein Familiengipfel mit Experten (und damit meine ich vor allem die Kinder-, Jugend-, Eltern- Familien- und Sozialverbände) könnte doch die Realität von Familien besser abbilden und sogar echte Lösungsansätze einbringen. Für den "Kern der Gesellschaft" (Bundeskanzlerin) wäre das allemal gerechtfertigt. Ändern könnte man diese miserable Wahrnehmung von Familien sehr schnell und zwar durch ein Familienwahlrecht. Wenn alle Familien eine (politische) Stimme erhielten, muss diese auch gehört werden. Ca. 13,7 Millionen Bundesbürger haben diese Stimme nicht, denn sie dürfen aufgrund ihres Alters nicht wählen. Sehr schnell würde mit einem Familienwahlrecht unsere Gesellschaft und Politik Familienfragen ernster nehmen. Aber derzeit bekommt Politik nicht einmal die Absenkung des Wahlalters zustande.
Wo sehen Sie hier Ihre Position als Vertreter von Eltern und Kindern?
Wir gehen zunächst nicht von defizitären Familien aus, sondern vielmehr von oftmals defizitären Rahmenbedingungen für Familien. Wir hören, was Familien brauchen. Das ist unser Ansatz um die Bedürfnisse von Familien zu erfassen und im Rahmen unseres Auftrags Angebote zu entwickeln die Familien dabei unterstützen, dass Familie gelingen kann. Wir sind keine Beratungsstelle, dieses Angebot obliegt den Sozialverbänden, die gerade in diesen Zeiten unermüdlich unterstützen. Natürlich sind auch wir gefordert unsere Angebote zu digitalisieren um Familien z. B. in Fragen der wertschätzenden Erziehung (Kess-erziehen) oder der Paarkommuniaktion (EPL/KEK Kurse) zu unterstützen. Aber auch das digitale Angebot hat seine Grenzen, zumal viele Familien derzeit der digitalen Welt überdrüssig sind. Im vergangen Herbst haben wir Familien digital begleitet, sich neu zu entdecken. Der Familientag "Meine Familie ist eine Wundertüte" im letzten Herbst hatte zum Ziel, dass - digital inspiriert - Familen sich Zeit für sich nehmen um sich neu zu entdecken. Diese Format stieß auf eine große Resonanz und wir erfuhren hierfür viel Dankbarkeit für dieses "alternative" Angebot. Es genügt also nicht, bestehende Angebote einfach zu digitalisieren, sondern diese so aufzubereiten dass sie für Familien erlebbar und erfahrbar werden.
Gerade nach dem Lockdown werden die Familien wieder Begegnungen suchen, Austausch und Entlastung brauchen. Daher arbeiten wir - wenn auch ohne eine klare Perspektive -weiter an unseren Familienwochenenden die kostengünstig Impulse, Entlastung, Versorgung und Familien(er)leben bieten. Leider unter erschwerten Rahmenbedingungen, denn die bevorstehende Schließung der Tagungshäuser im Bistum macht dies nicht gerade einfacher.
Unser Auftrag ist Familien in allen Lebenswirklichkeiten eine Stimme zu geben. So scheinen in der Pandemie Familien mit Kindern mit Behinderung völlig aus dem Blick geraten zu sein, auch in der öffentlichen Debatte. Unsere Community "intakt.info" für Familien mit Kindern mit Behinderung ist gerade jetzt eine Anlaufstelle für die Betroffenen. Das Selbsthilfeportal feiert in diesem Jahr am 24. April sein 20jähriges Jubiläum - auch hier versuchen wir (digital und analog) Betroffene mit Verantwortlichen ins Gespräch zu bringen um auf deren Situation aufmerksam zu machen. Frau Staatsministerin Trautner hat ihr Kommen hierfür bereits zugesagt. Wir setzen also auch familienpolitische Akzente, stärken Familien und verschaffen ihnen Gehör.
Nun hat die Politik einen Kinderbonus von 150 Euro beschlossen. Wie beurteilen Sie diesen?
Laut BMFS "ist der Kinderbonus ein wichtiges Signal an die Familien und setzt einen Konjunkturimpuls". In der Tat, mehr ist es nicht. Wo bleibt die "Bazooka" für Familien? Das ist doch eher eine Wasserspritzpistole! Für viele ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber: auch schon der erste Kinderbonus im vergangenen Herbst ist aus meiner Sicht zu hinterfragen. Die Verteilung erfolgt nach dem Gießkannenprinzip, (fast) jeder bekommt etwas vom Kuchen ab. Sicher, ab einem Bruttojahreseinkommen von 105.000,. Euro profitieren Familien nicht mehr von diesem (lt. Bundesfinanzministerium) aber wäre es nicht angezeigter die unteren Einkommen stärker zu entlasten? Da wird einerseits eine Unterstützung von 150,- € für Bedürftige zur Beschaffung von Equipment für die Schule daheim ausgelobt (man fragt sich wann die Entscheider das letzte mal in einem Elektronikfachmarkt waren, das reicht gerade mal für den Drucker und die Patronen und mit etwas Glück für einen DSL Anschluss mit entsprechender Bandbreite für die Videokonferenzen - wenn denn am Ort verfügbar), andererseits werden nun erneut die unteren Einkommen mit den höheren Einkommen gleichgestellt. Ganz offen - ich selbst habe mich gefragt wofür ich diesen Bonus eigentlich bekomme. Ich habe weder Einkommensverluste noch habe ich ein niedriges Einkommen. Kurzum: Das Geld kommt (auch) bei den Falschen an.
Was könnte die Politik tun, um Familien besser zu unterstützen?
Eins vorweg: In der Pandemie sind die politischen Verantwortungsträger sicher nicht untätig. Aber viele Maßnahmen und Entscheidungen im Bezug auf Familie scheinen eher von Halbherzigkeit und wenig klarer, konsequenter Linie geprägt zu sein. Vielerorts ist es "Stückwerk". Das muss sich zunächst ändern.
Familien brauchen echte finanzielle und strukturelle Entlastung u.a. durch Lohnausgleich bei Betreuungsbedarf, Kurzarbeitergeld und Unterstützungsleistungen mit Kinderkomponente je nach Einkommen bis zu 100%.
Es fehlt noch immer die Antwort auf die Frage, wer die Kosten der Pandemie abfedert und es ist zu befürchten dass diese Last unsere Kinder tragen müssen. Zahlreiche Vermögende in Deutschland haben sich bereits zu Wort gemeldet und sehen sich als Teil dieser Gesellschaft und somit als Teil des Problems und der Lösung. Die Einführung einer "Reichensteuer" wäre ein probates Mittel um kommende Generationen zu entlasten.
Es braucht Kompetenzteams nach Fächern und Fachschaften die Unterrichtsinhalte pädagogisch, methodisch und technisch so aufbereiten, dass sie für LehrerInnen und SchülerInnen anwendbar und attraktiv sind. Prozesse zur Bereitstellung der technischen Mittel für SchülerInnen und Schulen müssen entbürokratisiert werden. "Auszeiten" für Familien wie Ferien sind nicht der Wissensvermittlung zu unterwerfen. - vielmehr sind die Bildungsziele (Prüfungen, Leistungsnachweise) den Lernrealitäten anzupassen. Entsprechend sind Zugangsvoraussetzungen zu Studium und Ausbildungsgängen zu überprüfen.
Unerlässlich sind verlässliche Rahmenbedingungen und eindeutige Kriterien zur Notbetreuung für Bildungs- und Betreuungseinrichtungen.
Familien brauchen Zeit und Rückhalt. Zeit um im sozialen Gefüge zur Ruhe zu kommen, Rückhalt um die Sicherheit zu zurückzugewinnen, nicht vergessen worden zu sein.
Auch nach der Pandemie gilt: Politik muss "Familie" besser verstehen, den Blick weiten und alle Lebenswirklichkeiten von Familien erfassen. Sie muss Familien hören, Strukturen zum Dialog mit Familienverbänden bereitstellen. Das ist Voraussetzung für eine angemessene Familienpolitik. Sie darf Familie nicht nur als Kern der Gesellschaft würdigen, sie muss diese konkret fördern. In 2021 jährt sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum 20ten mal. Familien sind in den Sozialversicherungssystemen zu entlasten da sie sowohl einen monetären als auch einen - durch die Erziehung der Kinder - generativen Beitrag zum Sozialversicherungssystem leisten. Die Politik sitzt dieses Urteil beharrlich aus. Familiengerechtigkeit sieht anders aus. Mitunter fehlen mir hier die Worte, aber der Familienbund wird sich auch in Zukunft gemäß seinem Slogan "streitbar und kompetent für Familien" für mehr Familiengerechtigkeit einsetzen.
Das Interview wurde von Claudia Kneifel geführt und hier in der Mainpost in Teilen veröffentlicht.